Künstler
Vittore CarpaccioTitel
Traum der heiligen UrsulaDatierung
1495Technik / Material
Original: Öl auf Leinwand; Reproduktion: PVC-Gewebe, hinterleuchtetMaße
Original: Höhe: 273 cm; Breite: 267 cmReproduktion: Höhe: 164,1 cm; Breite: 160,2 cm
Creditline
Venedig, Gallerie dell’AccademiaCopyright
©G.A.VE - Archivio fotografico – “su concessione del Ministero della Cultura”Die Pilgergruppe hat in Rom Quartier bezogen. Ursula schläft unter einem Baldachin, in einem fein möblierten Gemach. Die Krone am Fußende ihres Bettes weist sie als Königstochter aus.
Wir haben Zeit, uns im Raum umzusehen: An der Wand hinter der Schlafenden hängt ein kleines Andachtsbild mit Kerze und einem Gefäß für Weihwasser, dahinter öffnet sich eine Tür, die von einer antiken Statuette bekrönt ist. In den Fenstern stehen zwei Kübel mit Myrrhe und Nelken – Symbole für Liebe und Ehre. Rechts davon: ein halbhoher Bücherschrank, davor ein Hocker und ein niedriger Tisch, auf dem mehrere Bücher, ein Stundenglas und eine Schreibfeder zu erkennen sind.
Es ist früher Morgen. Von rechts ist ein Engel in den Raum getreten, um der friedlich schlafenden Ursula im Traum ihr nahendes Martyrium zu verkünden. Und genau so wird es kommen: Auf ihrer Rückreise werden Ursula, Ätherius, der Papst und die 11.000 Jungfrauen durch Köln kommen und den Hunnen in die Hände fallen. Die gesamte Pilgergruppe wird von Pfeilen durchbohrt oder erschlagen werden – auch Ursula, die sich dem Sohn des feindlichen Feldherrn nicht ergeben will und als Märtyrerin in die Kirchengeschichte eingehen wird.
Für den Gemäldezyklus, den die Laienbruderschaft Scuola di Sant’Orsola über das Leben und Sterben ihrer Namenspatronin in Auftrag gegeben hatte, entwarf Carpaccio Szenen in großer Detailtreue. Und er schöpfte für seine Bildfindungen aus den unterschiedlichsten Inspirationsquellen: aus der Literatur und dem Theater, zeitgenössischen Architekturzeichnungen, der Seefahrt sowie der venezianischen Hof- und Alltagskultur. Dadurch etablierte er sich als Geschichtenerzähler und Chronist des gesellschaftlichen Alltags im frühneuzeitlichen Venedig.