Künstler
Vittore CarpaccioTitel
Begegnung der Verlobten und Abreise zur PilgerfahrtDatierung
1495Technik / Material
Original: Öl auf Leinwand; Reproduktion: PVC-Gewebe, hinterleuchtetMaße
Original: Höhe: 279 cm; Breite: 610 cmReproduktion: Höhe: 168,9 cm; Breite: 366,7 cm
Creditline
Venedig, Gallerie dell’AccademiaCopyright
©G.A.VE - Archivio fotografico – “su concessione del Ministero della Cultura”Die Reproduktion misst über 3,50 Meter in der Breite. Und ist fast 1,70 Meter hoch.
Die Reproduktion zeigt das Geschehen wie in einem Theaterstück in drei Szenen im Vordergrund. Den detailreichen Hintergrund bildet eine Bucht, die links von einem Berg mit Burgen und rechts von einer Stadtlandschaft begrenzt ist. Mehr als hundert Personen bevölkern Burgen und Stadt, mehrere Schiffe und Boote liegen in der Bucht.
Links im Vordergrund drängen sich Männer in bunten Gewändern auf einer schmalen Landzunge. An ihrer Spitze kniet der blondgelockte langhaarige Prinz Ätherius vor seinem Vater. Beide tragen blaue Tuniken mit roten Säumen, darüber Umhänge. Der Sohn hält seine Kopfbedeckung in der linken Hand, die rechte hat er dem Vater zum Abschied gereicht. Ätherius blickt zu ihm auf.
Ein Fahnenmast trennt diese Szene vom Geschehen rechts. Er ragt in einen hellblauen Himmel mit vereinzelten großen weißgrauen Wolken. Der Sockel des Mastes ist aus Marmor. An ihm ist die Signatur Carpaccios angebracht. Rechts neben dem Sockel steht Ätherius in einem voll besetzten Boot. Er trägt nun enganliegende Beinkleider zu einer kurzen, schwarz-weiß gemusterten Jacke. Der Prinz reicht Ursula zum Zeichen ihrer Verlobung die Hand. Sie steht am Ende eines Steges und rafft mit der anderen Hand ihr rotes langes Kleid mit schwarz-weißen Ärmeln. Hinter Ursula steht eine Frau im rosa Kleid und grünem Umhang. Ein weißer Schleier liegt über ihren Haaren. Die Frau blickt über ihre Schulter hinter sich auf den Steg.
Ihr Blick führt die Betrachtenden in die dritte Szene ganz rechts, in der die Verlobten, Ätherius und Ursula, vor König Maurus auf einem Steg knien, um Abschied zu nehmen. Der Prinz ist in ein rotes wallendes Gewand gekleidet, Ursula in ein golddurchwirktes Kleid mit blauen Ärmeln. Sie hat ihrem Vater die Hand gereicht. Der hat sich vorgebeugt und streicht seiner Tochter mit der freien Hand durch das offene Haar. Hinter ihm steht Ursulas Mutter Daria, die Königin. Sie trägt ein kurzärmeliges blaues Kleid mit einem silberfarbenen Kreuz auf einem Ärmel und einen weißen Schleier, der ihre Haare verdeckt. Mit einem weißen Tuch wischt sie sich über die rechte Wange.
Die schöne Ursula und der englische Prinz Ätherius – hier begegnen sie sich zum ersten Mal. In der linken Bildhälfte nimmt der blondgelockte Ätherius Abschied von seinem Vater. Er kniet nieder und reicht ihm die Hand. Links vorn betrachtet eine Gruppe von Männern die Szene. Der Mann ganz rechts blickt uns direkt in die Augen und sein Nachbar weist uns mit der Hand auf die Abschiedsszene hin.
Rechts vom Fahnenmast geht die Geschichte weiter: Ätherius und Ursula begegnen sich und reichen sich ehrfurchtsvoll die Hand. Sie sind nun verlobt. Doch die Bedingungen, die die fromme Ursula diktiert hatte, sind umfassend: Ätherius solle sich zum Christentum bekehren. Und mit einem Gefolge von 11.000 Jungfrauen solle das Paar zu einer Pilgerreise nach Rom aufbrechen.
Daher muss nun auch Ursula Abschied nehmen: Ganz rechts knien die Verlobten vor Ursulas Vater nieder, ihre Mutter wischt sich Tränen aus dem Gesicht. Im Hintergrund lassen sich zahlreiche Menschen zu den bereitstehenden Schiffen übersetzen. Auf dem Steg: das verlobte Paar.
Die neun Gemälde des Ursula-Zyklus waren ein Auftragswerk der Laienbruderschaft Scuola di Sant’Orsola und schmückten deren Versammlungssaal in Venedig. In maßstabsgetreuer Verkleinerung haben wir die ursprüngliche Hängung der Szenen hier in unseren Räumen rekonstruiert.
Am 16. November 1488 hatte der gut zwanzigjährige Carpaccio den umfangreichen Auftrag der Laienbrüder erhalten, im Jahr 1500 vollendete er das letzte der neun Gemälde. Es sind mit die ersten Werke, die Carpaccio mit eigenem Namen signiert hat, und das auf ganz besondere Art und Weise: Auf jedem der Gemälde finden Sie einen äußerst realistisch gemalten Zettel, der wie zufällig irgendwo hängt oder herumliegt. Dieser so genannte cartellino trägt die lateinische Signatur und Datierung. Im Fall dieser Szene: VICTORIS CARPATIO VENETI OPUS 1495.
Haben Sie den cartellino hier schon gefunden?
Der englische Prinz hat blonde Locken und heißt Ätherius. Sie sehen ihn links im Bild. Er verabschiedet sich von seinem Vater, indem er vor ihm niederkniet und ihm die Hand gibt. Links vorne beobachtet eine Gruppe von Männern den Abschied, einer von ihnen schaut uns direkt an und sein Nachbar zeigt mit dem Finger auf die Abschiedsszene.
Rechts vom Fahnenmast sehen Sie die erste Begegnung von Ätherius und Ursula. Die beiden geben sich die Hände, ein Zeichen dafür, dass sie jetzt verlobt sind. Doch Ursula hat umfassende Bedingungen für die Hochzeit gestellt: Ätherius soll Christ werden und mit ihr und 11.000 Jungfrauen eine Pilgerreise nach Rom machen.
Zu dieser Pilgerreise kommen Ursulas Eltern nicht mit. Deswegen muss sich Ursula verabschieden: Ganz rechts knien die Verlobten vor Ursulas Vater, ihre Mutter wischt sich Tränen aus dem Gesicht. Die Pilgerfahrt beginnt mit dem Schiff und die Abfahrt wird schon vorbereitet. Im Hintergrund lassen sich viele Menschen mit kleinen Booten zu den Schiffen bringen. Auf dem Steg wartet auch das verlobte Paar auf ein Boot.
Die Geschichte von Ursula wird in neun Bildern erzählt. Die Laienbruderschaft Scuola di Sant’Orsola hat Carpaccio mit den Bildern beauftragt. Eine Laienbruderschaft ist eine Gemeinschaft von Laien, das bedeutet, von Kirchenmitgliedern, die keine Priester sind. Die Bilder hingen im Versammlungssaal der Laienbruderschaft in Venedig.
Im November 1488 bekam der damals zwanzigjährige Carpaccio den großen Auftrag. Im Jahr 1500 war er fertig. Carpaccio hat sich eine besondere Art ausgedacht, die Bilder zu signieren. Auf jedem Bild finden Sie einen realistisch gemalten, kleinen Zettel, der wie zufällig irgendwo hängt oder herumliegt. Diesen kleinen Zettel nennt man cartellino, das italienische Wort für „kleiner Zettel“. Auf dem Zettel stehen auf Latein der Name von Carpaccio und das Jahr, in dem er das Bild gemalt hat.
Haben Sie den cartellino hier auf dem Bild schon entdeckt?