Künstler
Vittore Carpaccio?Titel
Bildnis eines Mannes mit rotem BarettDatierung
um 1490–1495Technik / Material
Tempera auf HolzMaße
Höhe: 35,4 cm; Breite: 22,7 cmCreditline
Venedig, Fondazione Musei Civici di Venezia, Museo CorrerCopyright
Cameraphoto © Photo Archive - Fondazione Musei Civici di VeneziaDieses kleine Hochformat von rund 35 x 22 Zentimetern ist in Tempera auf Holz gemalt. Es stammt aus dem Museo Civico Correr in Venedig.
Dargestellt ist ein Mann um die Dreißig im Portrait. Kopf und Schultern füllen nahezu den gesamten Bildraum aus. Das schmale Gesicht des Mannes ist leicht aus der Frontalansicht zur rechten Seite gedreht. Seine blauen Augen blicken unter den buschigen braunen Brauen auf die Betrachtenden herab. Er hat eine gerade Nase mit einem langen Nasenrücken. Der kleine Mund mit schmalen Lippen ist geschlossen. Die rosigen Wangen sind glattrasiert, das Kinn hat ein kleines Grübchen. Schulterlanges krauses kastanienbraunes Haar umrahmt das Gesicht. Auf dem Kopf trägt der Mann ein kleines Barett in Rot. Die Kopfbedeckung aus weichem Stoff ähnelt in ihrer Form einer Mütze.
Der Mann trägt ein matt blaues Obergewand mit niedrigem schwarzen Stehkragen. Dieser ist mit einem grünen Palmettenmuster verziert. Über dem Kragen lugt ein schmaler Streifen seines weißen Hemdes hervor. Ein roter Mantel, ebenfalls mit Stehkragen, liegt über den schmalen abfallenden Schultern. Je zwei runde flache Silberknöpfe sind an den Enden des Mantelkragens befestigt. Durch die Knöpfe links ist eine goldene Schnur gefädelt.
Den Hintergrund bildet eine bewaldete Küste mit einigen Gebäuden. Die Bäume entlang des Ufers spiegeln sich in der Wasseroberfläche. Am Horizont erheben sich hintereinanderliegende Bergketten. Der Himmel, der über den Berggipfeln weißgrau erscheint, verdunkelt sich zu einem Mittelblau am oberen Bildrand.
Was er wohl denken mag, dieser Herr mit seinem schiefsitzenden Barett, der uns aufmerksam mustert? Er hat die schmalen Lippen zusammengekniffen und hält sich sehr aufrecht. Der Porträtierte kommt aus gutem Hause und gehört zur venezianischen Oberschicht. Das zeigt nicht nur sein selbstbewusster Blick, sondern auch seine Kleidung: der leuchtend rote Mantel und das blaue Obergewand mit dem weißen Hemd.
Doch wer war dieser Herr? Trotz der individuellen Gesichtszüge wissen wir das heute nicht mehr. Auch die stimmungsvolle Landschaft, vor der er zu stehen scheint, gibt keinen Hinweis auf seine Person.
Das ist schade, denn der Maler hat mit großer Sorgfalt die Mimik und die Persönlichkeit des Porträtierten herausgearbeitet. Waren Angehörige der Oberschicht bislang eher als Repräsentanten ihres Ranges und ihrer gesellschaftlichen Rolle porträtiert worden, so vollzieht sich kurz vor 1500 ein Wandel: Einige Maler – darunter auch Vittore Carpaccio – machen sich auf die Suche nach der Individualität, dem Charakter ihrer Modelle. Sie schaffen Porträts von großer Lebendigkeit. Und tatsächlich: Der unbekannte Herr mit seinem roten Barett könnte im nächsten Moment das Wort an uns richten, so lebensecht ist er dargestellt.
Schauen Sie sich auch die anderen Porträtierten hier im Raum an. Manche sind eher statisch dargestellt, andere lebendig und individuell. Und einige haben Carpaccio und seine Malerkollegen sogar mit einem augenzwinkernden, fast humorvollen Blick porträtiert.
Was er wohl gerade denkt, dieser Mann mit dem schiefsitzenden roten Barett (so nennt man in Venedig eine Kappe), der uns aufmerksam mustert? Er hat seinen schmalen Mund zusammengekniffen und sitzt sehr gerade. Er schaut selbstbewusst und trägt teure Kleidung, wie zum Beispiel einen leuchtend roten Mantel. Er gehört zur Oberschicht von Venedig.
Doch wer war dieser Mann? Trotz der einzigartigen Gesichtszüge wissen wir das heute nicht mehr. Auch die Landschaft im Hintergrund gibt keinen Hinweis darauf, wer er ist.
Das ist schade, denn Carpaccio hat sehr sorgfältig den Ausdruck und die Persönlichkeit des Mannes gemalt. Das war damals etwas Neues: Angehörige der Oberschicht mussten früher ihre adlige Familie oder ihre Ämter vertreten und deren Macht und Ansehen vergrößern. Wer sie als Mensch waren, war nicht so wichtig. Aber kurz vor 1500 ändert sich das: Vittore Carpaccio und einige andere Maler interessieren sich für die Persönlichkeit und den Charakter ihrer Modelle. Sie malen Porträts, die lebendig wirken. Und tatsächlich: Der unbekannte Herr mit seiner roten Kappe wirkt, als würde er uns im nächsten Moment ansprechen, so lebensecht ist er gemalt.
Schauen Sie sich auch die anderen Bilder hier im Raum an. Manche Menschen sind eher starr und unbeweglich gemalt, andere lebendig und individuell.