Vittore Carpaccio
Martyrium des hl. Stephanus

Lesen wir zuerst aus der Apostelgeschichte: „Als sie das hörten, ging’s ihnen durchs Herz und sie knirschten mit den Zähnen über ihn. Er aber, voll Heiligen Geistes, sah auf zum Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes […] und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen […]. Sie schrien aber laut und […] stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.“

In dieser Bibelstelle geht es um den Tod des ersten christlichen Märtyrers. Stephanus war ein Seelsorger in der ersten christlichen Gemeinschaft in Jerusalem. Später wurde er vor Gericht gebracht, weil er angeblich Gott beleidigt hatte. Als Strafe wurde er gesteinigt.

Die Steinigung findet vor den Toren von Jerusalem statt. Sie sehen die Stadt links im Bild. Rechts kniet Stephanus und schaut in den Himmel, der sich für ihn öffnet. Einige der Männer haben bereits Steine auf Stephanus geworfen, andere heben welche vom Boden auf oder haben sie in der Hand, um sie gleich auf Stephanus zu werfen.

Die Apostelgeschichte beschreibt den Moment so: „Und sie steinigten Stephanus; der rief den Herrn an und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Er fiel auf die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an.“

Die Männer, die Stephanus steinigen, sind ganz unterschiedlich gekleidet. Manche tragen weiße Turbane, andere haben lange weiße Bärte und Kopftücher – sie sind die Schriftgelehrten aus der Bibel. Wieder andere tragen gemusterte Hosen und sehen aus wie europäische Soldaten. Carpaccio zeigt nicht nur Menschen aus der Zeit von Stephanus, sondern auch Feinde, die zu seinen Lebzeiten Venedig bedrohten.

Carpaccio malte das Bild für eine Laienbruderschaft in Venedig, die sich auch um arme Menschen kümmerte. Das Bild stammt aus eine Serie von fünf Bildern. Die Bilder erzählen das Leben des Stephanus.

Die erhaltenen vier Bilder können Sie im Mediaguide ansehen. Achten Sie besonders auf das Licht: Die Weihe von Stephanus findet im hellen Morgenlicht statt, seine Predigt um die Mittagszeit, die Rede vor dem Hohen Rat am Nachmittag und die Steinigung schließlich im Sonnenuntergang.