Künstler
Giovanni BelliniTitel
Christus am KreuzDatierung
um 1490–1505Technik / Material
Öl auf HolzMaße
Höhe: 81 cm; Breite: 49 cmCreditline
Banca Popolare di Vicenza S.p.A. in LCACopyright
Banca Popolare di Vicenza S.p.A. in LCADieses etwa 80 Zentimeter hohe und knapp 50 Zentimeter breite Gemälde hat der Künstler mit Ölfarben auf Holz gemalt. Die Tafel befindet sich im Besitz der Banca Popolare in Vicenza, Italien.
Dargestellt ist der gekreuzigte Jesus vor einer hügeligen Landschaft mit einer Stadtansicht.
Der Längsbalken des ebenmäßigen hellbraunen Kreuzes teil das Gemälde in zwei Hälften. Er erstreckt sich von der unteren bis fast zur oberen Bildkante. Am oberen Ende des Längsbalkens befindet sich eine kleine Tafel, auf der in Griechisch, Hebräisch und Latein „Jesus von Nazareth, König der Juden“ steht.
Der Querbalken verläuft sehr weit oben im Bild. Die Füße des Gekreuzigten befinden sich etwa in der Bildmitte. Um seine Lenden ist ein weißes Tuch geschlungen. Am schlanken Oberkörper treten die Rippen hervor. Der Kopf ist leicht nach rechts geneigt, die Augen sind geschlossen. Die untere Gesichtshälfte liegt im Schatten. Jesus hat schulterlanges welliges Haar und einen kurzen Vollbart. Seinen Kopf umgibt ein Kranz aus Dornen, darüber leuchtet ein goldgelber Heiligenschein.
Die Wunden um die Nägel in Händen und Füßen sind relativ klein, die wenigen Blutspuren erscheinen blass rot. Eher unauffällig ist auch die Wunde im rechten Brustbereich.
Fünf menschliche Schädel liegen rechts am Fuß des Kreuzes nebeneinander auf dem steinigen Boden. Auf der linken Seite kriecht eine Eidechse über einen Felsen vor einem Grabstein mit hebräischer Inschrift. In der dunkelgrün-grauen Landschaft dahinter stehen weitere Grabsteine zwischen kahlen Bäumen. Auf einem Ast mittig am linken Bildrand sitzt eine kleine weiße Taube. Aus einem schlanken Stamm, der parallel zur linken Bildkante verläuft, wachsen drei Lorbeertriebe empor. Ihr Grün erstreckt sich über das obere Viertel der linken Bildhälfte. Am Horizont, eingebettet in die Hügellandschaft, befinden sich ein Gehöft mit Mühle und eine Stadt aus hellem Stein, mit Türmen und verschiedenfarbigen Dächern, die in den blauen, leicht bewölkten Himmel ragen.
Christus am Kreuz – eines der zentralen Motive in der christlichen Kunst. Doch wie gestaltet Giovanni Bellini diesen Topos der Kunstgeschichte aus?
Er rückt das monumentale Kreuz direkt an die Bildgrenze, in gewisser Weise in den Raum der Betrachtenden. Und das massive Holzkreuz reicht über die gesamte Höhe der Tafel; es versperrt gleichsam den Eintritt in den Bildraum.
Während Carpaccio daran gelegen ist, die Betrachtenden auf eine Reise durch die Erzählung seiner Gemälde mitzunehmen, folgt Giovanni Bellini einer gänzlich anderen Idee: Seine Komposition lädt nicht zum Erkunden eines halb imaginären, halb realistischen Raumes ein – sie fordert zur Meditation auf. Die Schädel, die am Fuß des Kreuzes wohlgeordnet auf dem steinigen Boden liegen, verweisen auf die Vergänglichkeit und die Erbsünde Adams, die dem christlichen Glauben nach durch den Opfertod Christi getilgt wurde. Hinter dem Kreuz erheben sich ein paar kahle Bäume, nur am linken Bildrand hat ein einzelner Ast eine neue Krone ausgebildet – ein symbolischer Verweis auf die Ablösung des Alten Bundes (also des Judentums) durch das entstehende Christentum.
Im Hintergrund, links neben dem Kreuz, sind zwei markante Bauten der Stadt Vicenza zu sehen: der Dom und die Torre Bissara, einer der höchsten Türme der Stadt, errichtet von der Familie Bissari. Zudem sind der Dom von Ancona sowie vermutlich der Glockenturm von Santa Fosca in Venedig dargestellt.
Obwohl die Landschaft und die Stadt im Hintergrund durchaus realistisch gestaltet sind, versperrt sich das Gemälde einem erzählerischen Zugang. Giovanni Bellini zeigt uns den Tod am Kreuz, über den wir im Moment der Bildbetrachtung nachdenken sollen. Er gibt uns keine Anleitung zur Anschauung seines Werkes, sondern fordert uns zur religiösen Mediation über das dargestellte Heilsgeschehen auf.
Hier sehen Sie Christus am Kreuz. Giovanni Bellini malt das Kreuz direkt vorne. Es nimmt das ganze Bild ein, fast so, als würde es den Weg versperren. Während es in Carpaccios Bildern oft eine Menge zu entdecken gibt, verfolgt Giovanni Bellini einen komplett anderen Plan.
Bellini malt seine Bilder zum Innehalten und Nachdenken über den Glauben. Die Totenschädel unter dem Kreuz stehen für die Vergänglichkeit und für die Erbsünde Adams. Nach dem christlichen Glauben werden die Menschen durch den Tod von Jesus am Kreuz von der Erbsünde erlöst.
Hinter dem Kreuz stehen einige kahle Bäume, nur links wachsen an einem Ast neue Blätter. Die frischen Blätter stehen für den Neubeginn mit dem Entstehen des Christentums.
Im Hintergrund sieht man zwei Gebäude der Stadt Vicenza: den Dom und einen hohen Turm. Außerdem sieht man den Dom von Ancona und den Glockenturm der Kirche Santa Fosca in Venedig.