Künstler
Vittore CarpaccioTitel
Maria mit Kind und JohannesknabenDatierung
um 1496/97Technik / Material
Mischtechnik auf Holz, auf Seide übertragenMaße
Höhe: 69,8 cm; Breite: 55,5 cmCreditline
Frankfurt am Main, Städel MuseumCopyright
Frankfurt am Main, Städel MuseumCC-Lizenz
Public Domain Mark 1.0 - Weltweit frei von bekannten urheberrechtlichen Einschränkungen
Künstler
Vittore CarpaccioTitel
Lesende Maria mit Kind (recto)Datierung
um 1485–1495Technik / Material
Stift und braune Tinte über roter KreideMaße
Höhe: 13,1 cm; Breite: 9,5 cmCreditline
The Courtauld, London (Samuel Courtauld Trust)Copyright
The Courtauld / Bridgeman ImagesDieses Hochformat wurde zunächst in Mischtechnik auf Holz gemalt und später auf Seide übertragen. Es misst in der Höhe knapp 70 Zentimeter, in der Breite 55 Zentimeter. Das Gemälde wurde aus dem Städel Museum in Frankfurt am Main für diese Ausstellung entliehen.
Die kleine Tafel zeigt die betende Maria, den etwa sechs Jahre alten Jesus und den wenig älteren Johannes in einem Raum mit einer fensterartigen Öffnung. Eine Brüstung verläuft entlang der unteren Bildkante.
Maria steht rechts im Bild vor einem blauen Vorhang. Sie ist vom Kopf bis zur Hüfte abgebildet. Ihr Blick ist nach unten gerichtet. Die Handflächen hat sie vor der Brust zum Gebet aneinandergelegt. Maria trägt ein dunkelbraunes Kleid mit bronzefarbenen weiten Ärmeln. Unter der Brust ist es mit einer Kordel geschnürt. Die Haare sind mit einem transparenten Schleier verhüllt, der auch einen Teil der Stirn bedeckt. Um Kopf und Hals hat sie ein weißes langes Tuch geschlungen. Über der Brüstung zu ihrer linken Seite liegt ein dunkelblauer Mantel.
Rechts neben ihr, nahezu in der Bildmitte, steht Johannes. Er hat rötlichbraune Haare und trägt ein olivfarbenes Gewand. In der linken Hand hält er ein kleines Kreuz, mit der Rechten deutet er auf ein Buch in den Händen des Christuskindes.
Der kleine Jesus sitzt mit vorgestreckten Beinen auf einem grünen Kissen links auf der Brüstung vor der fensterartigen Öffnung. Er trägt ein langärmeliges weißes Hemd, eine braune Tunika, eine rote silberbestickte Kappe und rote geschnürte Schuhe. Um seinen Hals liegt eine Kette, um sein rechtes Handgelenk ein Armband. Beide bestehen aus braunen Perlen. Auf seinen Knien hält er das kleine, aufgeschlagene Buch.
Durch die Öffnung hinter dem Jesusknaben sieht man in eine grüne Landschaft mit Schafen auf einer Weide. Ein Hügel mit Bäumen wird von Turmspitzen einer dahinterliegenden Stadt überragt. Der am Horizont milchig weißrosafarbene Himmel geht nach oben hin in ein blasses Blau über.
Die Signatur Carpaccios ist in weißen Buchstaben vorn auf die dunkelbraune Brüstung geschrieben.
Das Christuskind, der wenig ältere Johannes und Maria haben sich zum Gebet zurückgezogen. Jesus sitzt auf einer Brüstung, die den Außen- vom Innenraum trennt. Er wird zum Mittler zwischen der Welt draußen und dem privaten Raum der Andacht.
Er trägt Hemd, Tunika, eine rote Kappe, eine Perlenkette und zierliche rote Schühchen – eine für venezianische Kleinkinder des frühen 16. Jahrhunderts typische Kleidung. Doch während seine Mutter schon die Hände zum Gebet gefaltet und das Haupt gesenkt hat, sind die beiden Knaben noch nicht zur andächtigen Ruhe bereit: Das Christuskind blättert etwas ungelenk in einem Psalter. Johannes deutet mit der rechten Hand auf das Buch, lenkt den Blick des Christuskindes dadurch aber auf sich. Die fromme Geste der Muttergottes findet bislang keine Nachahmer und das stille Gebet muss noch warten.
Für wen Carpaccio diese lebensnahe Szene schuf, ist nicht bekannt. Es ist aber wahrscheinlich, dass sie der häuslichen Andacht diente und ein Frauengemach schmückte. Frauen – so meinte man in Venedig um 1500 – sollten in ihren Gemächern bleiben und dort die Kinder religiös bilden. Die abgebildete Szene könnte also als nachzuahmendes Vorbild gedient haben… wobei die beiden unkonzentrierten Knaben für eine gewisse Realitätsnähe gesorgt haben dürften.
Eine ähnliche Szene von Carpaccios Hand ist als Entwurfszeichnung überliefert. Sie sehen Sie als zweite Abbildung dieser Station. Hier sitzen sowohl die Gottesmutter als auch das Christuskind auf einer Brüstung oder in einer Fensteröffnung. Maria hat ein Buch geöffnet und blickt über die Seiten zu ihrem Sohn hinüber. Dieser sitzt auf einem Kissen und scheint der Mutter aufmerksam zuzuhören – endlich!
Das Jesuskind, Johannes und Maria wollen beten. Jesus sitzt auf einer kleinen Mauer. Er trägt Kleidung, die für Kleinkinder im Venedig des 16. Jahrhunderts typisch ist: ein Hemd, eine Tunika, eine rote Mütze, eine Perlenkette und rote Schühchen.
Während seine Mutter Maria bereits die Hände zum Gebet gefaltet und den Kopf gesenkt hat, sind die beiden kleinen Jungen noch nicht bereit, ruhig zu sein. Das Jesuskind blättert ungeschickt in einem Buch. Johannes zeigt mit der Hand auf das Buch und lenkt Jesus damit ab. Maria ist schon bereit zum Gebet, die Kinder aber noch nicht.
Wir wissen heute nicht mehr, für wen Carpaccio dieses Bild gemalt hat. Wahrscheinlich diente das Bild dem Gebet in einem Frauenzimmer. Damals glaubte man in Venedig, dass Frauen zu Hause bleiben und dort die Kinder religiös erziehen sollten. Die abgebildete Situation könnte also zeigen, wie Mütter mit ihren Kindern beten sollten – hier sieht man aber auch, dass kleine Kinder beim Beten oft abgelenkt sind.
Ein ähnliches Bild von Carpaccio gibt es als Zeichnung. Sie sehen die Zeichnung als zweite Abbildung dieser Station. Maria und das Jesuskind sitzen beide auf einer Mauer oder in einem Fenster. Maria hat ein Buch vor sich aufgeschlagen und schaut zu ihrem Sohn hinüber, der auf einem Kissen sitzt und seiner Mutter aufmerksam zuhört – endlich!