Auf diesem Bild sehen wir Maria von schräg hinten, wie sie auf einer Mauer sitzt. Sie liest konzentriert in einem Buch. Normalerweise wird Maria mit einem roten Kleid gemalt. Hier trägt sie ein oranges Kleid mit Verzierungen, wie es zu Carpaccios Zeit modern war. Auf ihrem Kopf trägt sie ein Tuch mit einem Schleier. Hinter ihr sehen wir eine Landschaft und eine Stadt.
Am linken Bildrand sind der Arm und der Fuß des Jesuskindes noch zu sehen. Es war ursprünglich Teil eines größeren Bildes. Das Bild wurde beschnitten, dadurch ging das Jesuskind verloren. Übrig blieb nur die lesende Maria, die dadurch mehr im Mittelpunkt steht. Maria wird oft mit einem Buch gemalt. Das Buch ist also ein bekanntes Symbol. Doch dass sie aktiv und konzentriert liest – das ist eher selten.
Carpaccio zeigt uns Maria in der Mode der damaligen Zeit und in einer Landschaft, die an Venedig erinnert. Er malt Sie als Vorbild für gebildete Frauen.
Frauen sind in Carpaccios Bildern ungewöhnlich oft abgebildet. Sie wirken selbstbewusster als in den Bildern anderer Maler der damaligen Zeit. Carpaccio könnte mit diesen Bildern gezielt Frauen angesprochen haben, sowohl als Betrachterinnen als auch möglicherweise als Auftraggeberinnen.