Künstler
Vittore CarpaccioTitel
Traum der heiligen UrsulaDatierung
1495Technik / Material
Original: Öl auf Leinwand; Reproduktion: PVC-Gewebe, hinterleuchtetMaße
Original: Höhe: 273 cm; Breite: 267 cmReproduktion: Höhe: 164,1 cm; Breite: 160,2 cm
Creditline
Venedig, Gallerie dell’AccademiaCopyright
©G.A.VE - Archivio fotografico – “su concessione del Ministero della Cultura”Das Originalgemälde weist ein nahezu quadratisches Format mit Seitenlängen von nahezu drei Metern auf. Die Seitenlängen der hier gezeigten Reproduktion betragen jeweils um 1,60 Meter.
Im Bild ist ein Zimmer mit der in einem Bett schlafenden Ursula dargestellt. Ein barfüßiger blonder Engel steht in der Nähe des Fußendes, unten rechts im Bild. Durch eine Türöffnung hinter ihm strömt helles Licht in den sehr hohen Raum. Es lässt die Falten seines bodenlangen Gewandes in verschiedenen Blautönen erscheinen. Die großen braunen Flügel ragen über seine Schultern nach oben. Der Engel hält einen langen Palmzweig. Sein Blick ist auf Ursula, links unten im Bild, gerichtet.
Die Prinzessin liegt auf dem Rücken in dem breiten Bett unter einem weißen Laken, das über eine rote Decke geschlagen ist. Ihre rechte Hand hat sie an die Wange gelegt. Der Kopf ruht auf einem weißen Kissen. Die Krone ist am Fußteil des Bettes, auf einer Bank, platziert. Das Bett hat vier schmale hohe Pfosten, die einen roten Baldachin tragen. Dieser verläuft parallel zur oberen Bildkante. Vor dem Bett liegen blaue Schuhe auf einem Teppich.
Hinten links im Zimmer befindet sich eine zweite Tür. Sie steht offen. Rechts daneben sind zwei Rundbogenfenster. Der Himmel dahinter erscheint blau. In den Fensternischen stehen grünende Pflanzen in Gefäßen aus Keramik. Weiterhin ist der Raum mit einem Bücherregal, einem viereckigen Holztisch mit Buch und Schreibfeder, einem Hocker, einem Stuhl neben dem Bett und einem Andachtsbild ausgestattet.
Die Pilgergruppe hat in Rom Quartier bezogen. Ursula schläft unter einem Baldachin, in einem fein möblierten Gemach. Die Krone am Fußende ihres Bettes weist sie als Königstochter aus.
Wir haben Zeit, uns im Raum umzusehen: An der Wand hinter der Schlafenden hängt ein kleines Andachtsbild mit Kerze und einem Gefäß für Weihwasser, dahinter öffnet sich eine Tür, die von einer antiken Statuette bekrönt ist. In den Fenstern stehen zwei Kübel mit Myrrhe und Nelken – Symbole für Liebe und Ehre. Rechts davon: ein halbhoher Bücherschrank, davor ein Hocker und ein niedriger Tisch, auf dem mehrere Bücher, ein Stundenglas und eine Schreibfeder zu erkennen sind.
Es ist früher Morgen. Von rechts ist ein Engel in den Raum getreten, um der friedlich schlafenden Ursula im Traum ihr nahendes Martyrium zu verkünden. Und genau so wird es kommen: Auf ihrer Rückreise werden Ursula, Ätherius, der Papst und die 11.000 Jungfrauen durch Köln kommen und den Hunnen in die Hände fallen. Die gesamte Pilgergruppe wird von Pfeilen durchbohrt oder erschlagen werden – auch Ursula, die sich dem Sohn des feindlichen Feldherrn nicht ergeben will und als Märtyrerin in die Kirchengeschichte eingehen wird.
Für den Gemäldezyklus, den die Laienbruderschaft Scuola di Sant’Orsola über das Leben und Sterben ihrer Namenspatronin in Auftrag gegeben hatte, entwarf Carpaccio Szenen in großer Detailtreue. Und er schöpfte für seine Bildfindungen aus den unterschiedlichsten Inspirationsquellen: aus der Literatur und dem Theater, zeitgenössischen Architekturzeichnungen, der Seefahrt sowie der venezianischen Hof- und Alltagskultur. Dadurch etablierte er sich als Geschichtenerzähler und Chronist des gesellschaftlichen Alltags im frühneuzeitlichen Venedig.
Nach ihrer Ankunft in Rom schläft Ursula in einem Himmelbett. Das Zimmer ist elegant eingerichtet. Schauen wir uns im Zimmer um: Am Fußende von Ursulas Bett liegt eine Krone, ein Zeichen dafür, dass sie eine Prinzessin ist. An der Wand hinter der schlafenden Ursula hängt ein kleines Heiligenbild mit einer Kerze und einem Gefäß für Weihwasser, dahinter öffnet sich eine Tür, über der sich eine kleine antike Statue befindet. In den Fenstern stehen zwei Blumentöpfe mit Myrrhe und Nelken – die beiden Pflanzen stehen für Liebe und Ehre. Rechts sehen wir einen Bücherschrank, einen Hocker und einen Tisch, auf dem Bücher, eine Sanduhr und eine Schreibfeder liegen.
Früh am Morgen betritt ein Engel Ursulas Schlafzimmer, um ihr im Traum von ihrem Martyrium zu erzählen: Auf der Heimreise von Rom werden Ursula, Ätherius, der Papst und die 11.000 Jungfrauen nach Köln kommen. Dort wird die Pilgergruppe von den Hunnen angegriffen, mit Pfeilen erschossen oder erschlagen werden. Ursula, die sich dem Sohn des feindlichen Feldherrn nicht ergeben will, wird sterben. Durch ihr Leiden und ihren Tod wird Ursula zu einer Märtyrerin der katholischen Kirche.
Für die neun Bilder über Ursulas Geschichte holte sich Carpaccio verschiedene Inspirationen aus Büchern, Theaterstücken, Bauplänen, der Seefahrt und der Stadt Venedig selbst mit ihren Menschen, Häusern, Marktplätzen und Festen. Die Bilder von Carpaccio machen ihn zu einem der wichtigsten Geschichtenerzähler und Berichterstatter des Alltags im Venedig.