Künstler
Vittore CarpaccioTitel
Geburt Mariens (Albanesi-Zyklus)Datierung
um 1502/03Technik / Material
Öl auf LeinwandMaße
Höhe: 126,8 cm; Breite: 129,1 cmCreditline
Bergamo, Fondazione Accademia CarraraCopyright
Fondazione Accademia Carrara, BergamoKatze:
Miau! Was machen denn die beiden Kaninchen da mitten im Raum?
Maus:
Oh, sie haben ‘was zu Knabbern gefunden! Schnell hin, bevor sie alles aufgefressen haben. Vielleicht bekomme ich noch etwas ab!
Katze:
Diese verfressene Maus, dass sie sich bloß nicht erwischen lässt. Denn all die Personen hier im Bild… die wären bestimmt nicht einverstanden, dass da jetzt einfach so eine Maus auftaucht.
Maus:
Hallo? Ist für eine kleine Maus auch noch ein Häppchen übrig?!
Katze:
Schließlich ist in diesem vornehmen Haus gerade ein Baby geboren worden. Meine scharfen Augen haben es sofort entdeckt: Es liegt vorn, im Arm seiner Amme, und soll wohl gleich gebadet werden.
Und dass es ein ganz besonderes Baby ist, das erkenne ich auch auf Anhieb: Der goldene Kreis um sein Köpfchen – der sogenannte Heiligenschein – zeigt immer an, dass es sich um einen für die Kirche besonders wichtigen Menschen handelt. Hier ist es Maria, die Mutter von Jesus.
Hier ist sie aber selbst gerade erst geboren. Und ihre Mutter liegt rechts in einer Bettnische. Sie ist bestimmt noch ziemlich erschöpft von der Geburt. Eine Frau bringt ihr gerade etwas zu Essen, damit sie wieder zu Kräften kommt.
Das scheinen ziemlich reiche Leute zu sein, wenn sie sich so ein großes, schönes Haus und so viele Dienerinnen leisten können. Hast du gesehen, wie wunderschön die Wände bemalt sind? Und mit welch kostbaren Stoffen der Raum geschmückt ist?
So sah das doch bestimmt nicht in echt aus, als Maria geboren wurde… vor… warte mal… vor über 2.000 Jahren.
Maus:
Nee, so sah das vor 2.000 Jahren nicht aus, wohl aber vor 500 Jahren. In Venedig nämlich. Wo Carpaccio gewohnt hat.
Katze:
Aber Maria ist doch… hm, also keinesfalls in Venedig…
Maus:
Ja! Carpaccio hat ein wenig geschummelt. Er hat eine Geschichte, die schon ganz lange vorbei ist, einfach in seine Zeit herübergeholt. Damit sich die Menschen nicht sagen „Mann, das ist doch voll lange vorbei!“, sondern damit sie sich mit dieser Geschichte verbunden fühlen. Und sich denken: „Verrückt! Das könnte auch in meinem Haus passieren.“
Katze:
In die eigene Zeit geholt?! Soso! Genau wie der Ai Weiwei, der Künstler von heute, mit dem Ritter Georg, dem Drachen und den Legosteinen?
Maus:
Ungefähr so!