Künstler
Giovanni BelliniTitel
Beweinung ChristiDatierung
um 1485–1505Technik / Material
Tempera auf HolzMaße
Höhe: 74 cm; Breite: 118 cmCreditline
Florenz, Gallerie degli UffiziCopyright
Gabinetto Fotografico delle Gallerie degli UffiziKünstler
Giovanni Bellini und WerkstattTitel
Beweinung ChristiDatierung
um 1502Technik / Material
Mischtechnik auf PappelholzMaße
Höhe: 70,6 cm; Breite: 93,3 cmCreditline
Staatsgalerie Stuttgart, erworben 1852 mit der Sammlung Barbini-Breganze, VenedigCC-Lizenz
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Die Szene ist mit dünnem Pinsel in Tempera auf Holz gemalt und wirkt fast wie eine Zeichnung. Die querformatige Tafel misst 74 Zentimeter in der Höhe und ist fast 1,20 Meter breit. Sie stammt aus der Gallerie degli Uffizi in Florenz.
Die Darstellung in Grautönen zeigt Maria, den toten Jesus und Johannes, umringt von fünf weiteren Personen vor einem neutralen, gelbbraunen Hintergrund. Die Figuren sind durch feine Schraffuren und Punktierungen sehr plastisch und lebendig gestaltet.
Mit seinem Rücken lehnt der tote Jesus an seiner Mutter, die schräg links hinter ihm sitzt. Ihre linke Hand umfasst seine Schulter, mit der Rechten stützt sie sich auf dem Boden ab. Um Marias Kopf, Stirn und Hals sind Tücher gewickelt. Darüber liegt ein weiter Schleier. Maria blickt mit halb geschlossenen Augen auf ihren Sohn.
Rechts neben dem Toten sitzt Johannes mit angewinkelten Knien. Mit seiner rechten Hand stützt er Jesus im Rücken, mit der Linken hält er den Unterarm des Gekreuzigten. Auf dem Rücken von Jesus‘ schlaff herabhängender Hand ist ein Wundmal zu sehen. Johannes‘ Blick ist darauf gerichtet. Johannes hat lange lockige Haare, die der Künstler detailreich herausgearbeitet hat, und einen Bart. Er trägt ein weites Gewand mit Gürtel.
Jesus, zwischen Maria und Johannes, hat schulterlange gewellte Haare und einen kurzen Vollbart. Seine Augen sind geschlossen, die Gesichtszüge entspannt. Der Kopf ist leicht nach hinten gekippt. Um seine Lenden liegt ein helles Tuch.
Um Maria, Jesus und Johannes im Zentrum haben sich zwei Frauen und drei Männer versammelt. Links im Vordergrund steht Maria Magdalena. Ihre langen Haare fallen über ihre Brust. Sie trägt ein Haarband um den Kopf und ein faltenreiches Gewand. Sie sieht fassungslos vor sich hin, ihr Mund ist leicht geöffnet. Dahinter, zwischen ihr und Maria, kniet ein Mann mit Turban und Vollbart. Es ist Nikodemus. Er blickt mit sorgenvollem Ausdruck und in Falten gelegter Stirn zu Maria Magdalena.
Die Frau rechts neben Nikodemus, Maria Kleophae, trägt ein Kopftuch. Sie blickt über das Geschehen vor sich hinweg in die Ferne. Ihr Kopf ist mit blassen Strichen gezeichnet und nur teilweise ausgearbeitet. Rechts neben ihr befindet sich ein weiterer Mann: Josef von Arimathäa. Er hat lichtes Haar und einen dichten Vollbart. Mit zusammengezogenen Brauen folgt er dem Blick der Maria Kleophae. Auch sein Kopf ist nicht so im Detail ausgearbeitet wie die Figuren der zentralen Gruppe.
Am rechten Bildrand ist schließlich noch ein älterer Mann mit langem weißen Bart im Mönchshabit dargestellt, der von der Forschung nicht identifiziert werden kann. Er sitzt hinter Johannes und sieht unter buschigen Augenbrauen grimmig auf den toten Jesus.
Eine Vorzeichnung? Eine Vorlage für die Werkstattkollegen? Ein vollendetes Werk?
Über die genaue Natur dieser Tafel war sich die Forschung lange nicht einig. Sie scheint von Giovanni Bellini selbst geschaffen worden zu sein. Denn die feinen Schraffuren und Punktierungen, die den Figuren und ihren Gewändern eine ungeheure Plastizität verleihen, zeigen eine meisterhafte Präzision.
Ob die Tafel nun ein eigenständiges Kunstwerk, eine Unterzeichnung oder eine Ideensammlung war – ihr Bildaufbau findet sich auch in einigen anderen Beweinungs-Szenen der Bellini-Werkstatt. Drehen Sie sich einmal zur gegenüberliegenden Wand um: Dort sehen Sie eine Beweinung, die ebenfalls von Bellini und seinen Mitarbeitern stammt und eine ganz ähnliche Komposition zeigt – allerdings in Farbe.
Der vom Kreuz abgenommene Christus wird von Maria, Johannes und anderen Getreuen gestützt. Johannes, der Lieblingsjünger, präsentiert uns Jesus‘ durchstochene Hand und scheint uns dabei mit seinem Blick direkt anzusprechen. Die anderen Figuren sind in stiller Trauer versunken.
Das Gemälde kam im Jahr 1852 zusammen mit vielen anderen Meisterwerken an den württembergischen Hof: Wilhelm der Erste hatte die 250 Gemälde umfassende Sammlung Barbini-Breganze in Venedig erworben.
Ihre Meisterwerke bilden bis heute einen wichtigen Sammlungsbestand der Staatsgalerie Stuttgart. Und die Erforschung und Restaurierung einiger ihrer Werke gab den Anlass zu dieser Ausstellung.
Wir hoffen, dass Ihnen der Rundgang durch die Malerei der venezianischen Frührenaissance, durch die ebenso realistischen wie phantasievollen Welten des Vittore Carpaccio gefallen hat. Wir würden uns freuen, Sie bald wieder begrüßen zu dürfen. Für heute sagen wir ‚danke schön‘ und auf Wiedersehen.
Sie hörten eine Führung von Linon Medien in Zusammenarbeit mit der Staatsgalerie Stuttgart.
Wir wissen nicht, ob dieses Bild eine Vorzeichnung, eine Vorlage für die Kollegen oder ein fertiges Bild ist. Wahrscheinlich hat Bellini das Bild selbst gemalt.
Bilder mit einem ähnlichen Bildinhalt findet man auch in der Werkstatt von Bellini. Drehen Sie sich einmal zur gegenüberliegenden Wand um: Dort sehen Sie eine „Beweinung“, die ebenfalls von Bellini und seinen Mitarbeitern stammt. Das Bild ist jedoch in Farbe gemalt.
Jesus wird nach der Kreuzigung von seiner Mutter Maria und Johannes gehalten. Johannes war der Lieblingsjünger von Jesus. Er zeigt uns Jesus durchbohrte Hand und schaut uns dabei direkt an. Die anderen Personen stehen trauernd um Jesus.
Das Bild kam 1852 zusammen mit vielen anderen Bildern nach Stuttgart. Wilhelm der Erste hatte die Sammlung Barbini-Breganze mit 250 Gemälden in Venedig gekauft. Die Bilder gehören bis heute zu den wichtigsten Kunstwerken der Staatsgalerie Stuttgart. Wir haben einige der Bilder erforscht und restauriert. Das war der Grund für diese Ausstellung.
Wir hoffen, Ihnen hat der Rundgang durch die Ausstellung gefallen. Wir würden uns freuen, Sie bald wiederzusehen. Vielen Dank und auf Wiedersehen!