„‘Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich’s dir sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen.‘ Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten.“
So steht es im Matthäus-Evangelium... In Carpaccios Bild wird es bereits Morgen. Josef, Maria, das Jesuskind und der Esel müssen seit Stunden unterwegs sein. In der hügeligen Landschaft, durch die sie laufen, gibt es viele Flüsse, auf denen Boote schwimmen. Die Landschaft sieht aus wie die Gegend um Venedig.
Carpaccio setzt hier auf den Wiedererkennungs-Effekt: Kaufleute, die Venedig besuchten, hätten die Landschaft sofort wiedererkannt. Carpaccio zeigt den Menschen etwas aus ihrem Alltag. Er holt die Geschichte aus der Bibel in ihre Gegenwart. Das soll die Geschichte für die Menschen in Carpaccios Zeit lebendig machen. Auch der kostbare Stoff von Marias Mantel könnte ein Hinweis auf Venedig sein, viele Familien aus Venedig waren durch den Handel mit edlen Stoffen reich geworden.
Wir wissen heute leider nichts mehr über den Auftraggeber. Wir vermuten, dass das Bild in einem Privathaushalt hing und dort zum Gebet zuhause genutzt wurde – vielleicht von einer reichen Kaufmannsfamilie?