Künstler
Vittore CarpaccioTitel
Die Flucht nach ÄgyptenDatierung
um 1516–1518Technik / Material
Öl auf HolzMaße
Höhe: 72 cm; Breite: 111 cmCreditline
Washington, National Gallery of Art, Andrew W. Mellon CollectionCopyright
Mit freundlicher Genehmigung der National Gallery of Art, WashingtonCC-Lizenz
Public Domain Mark 1.0 - Weltweit frei von bekannten urheberrechtlichen Einschränkungen
„‘Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich’s dir sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen.‘ Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten.“
So berichtet es das Matthäus-Evangelium... In Carpaccios Gemälde dämmert bereits der Tag. Josef, Maria, das Jesuskind und der Esel müssen seit Stunden unterwegs sein. Die hügelige Landschaft, die sie durchqueren, ist von Flussläufen durchzogen, auf denen Kähne schwimmen. Sie ähnelt der Landschaft rund um Venedig.
Carpaccio setzt auf den Wiedererkennungs-Effekt: All die Kaufleute, die Venedig auf dem Land- und Wasserweg erreichten und verließen, dürften die Lagunenlandschaft wiedererkannt haben. Er zitiert nicht nur den Alltag der Betrachtenden und steigert dadurch die Attraktivität des Werks. Er holt auch die biblische Erzählung in seine Gegenwart: Wenn die Rettung des Christusknaben förmlich vor der eigenen Haustür stattgefunden haben könnte, so ist sie auch für seine Zeitgenossen relevant.
Auch der kostbare, golddurchwirkte Brokatstoff, aus dem Marias Mantel gefertigt ist, kann als Hinweis auf Carpaccios Heimatstadt gelten: Schließlich waren zahlreiche venezianische Familien durch den Textilhandel – namentlich den Handel mit edlen Stoffen – reich geworden.
Über den Auftraggeber oder den ursprünglichen Aufstellungsort des Gemäldes ist nichts bekannt. Vermutlich wurde es in einem Privathaushalt zur häuslichen Andacht genutzt – vielleicht von einer reichen Kaufmannsfamilie?