Vittore Carpaccio
Begegnung der Verlobten und Abreise zur Pilgerfahrt

Der englische Prinz hat blonde Locken und heißt Ätherius. Sie sehen ihn links im Bild. Er verabschiedet sich von seinem Vater, indem er vor ihm niederkniet und ihm die Hand gibt. Links vorne beobachtet eine Gruppe von Männern den Abschied, einer von ihnen schaut uns direkt an und sein Nachbar zeigt mit dem Finger auf die Abschiedsszene.

Rechts vom Fahnenmast sehen Sie die erste Begegnung von Ätherius und Ursula. Die beiden geben sich die Hände, ein Zeichen dafür, dass sie jetzt verlobt sind. Doch Ursula hat umfassende Bedingungen für die Hochzeit gestellt: Ätherius soll Christ werden und mit ihr und 11.000 Jungfrauen eine Pilgerreise nach Rom machen.

Zu dieser Pilgerreise kommen Ursulas Eltern nicht mit. Deswegen muss sich Ursula verabschieden: Ganz rechts knien die Verlobten vor Ursulas Vater, ihre Mutter wischt sich Tränen aus dem Gesicht. Die Pilgerfahrt beginnt mit dem Schiff und die Abfahrt wird schon vorbereitet. Im Hintergrund lassen sich viele Menschen mit kleinen Booten zu den Schiffen bringen. Auf dem Steg wartet auch das verlobte Paar auf ein Boot.

Die Geschichte von Ursula wird in neun Bildern erzählt. Die Laienbruderschaft Scuola di Sant’Orsola hat Carpaccio mit den Bildern beauftragt. Eine Laienbruderschaft ist eine Gemeinschaft von Laien, das bedeutet, von Kirchenmitgliedern, die keine Priester sind. Die Bilder hingen im Versammlungssaal der Laienbruderschaft in Venedig. 

Im November 1488 bekam der damals zwanzigjährige Carpaccio den großen Auftrag. Im Jahr 1500 war er fertig. Carpaccio hat sich eine besondere Art ausgedacht, die Bilder zu signieren. Auf jedem Bild finden Sie einen realistisch gemalten, kleinen Zettel, der wie zufällig irgendwo hängt oder herumliegt. Diesen kleinen Zettel nennt man cartellino, das italienische Wort für „kleiner Zettel“. Auf dem Zettel stehen auf Latein der Name von Carpaccio und das Jahr, in dem er das Bild gemalt hat.

Haben Sie den cartellino hier auf dem Bild schon entdeckt?