Künstler
Vittore CarpaccioTitel
Ankunft der Gesandten in der BretagneDatierung
um 1496–1498Technik / Material
Original: Öl auf Leinwand; Reproduktion: PVC-Gewebe, hinterleuchtetMaße
Original: Höhe: 278 cm; Breite: 589 cmReproduktion: Höhe: 168 cm; Breite: 354 cm
Creditline
Venedig, Gallerie dell’AccademiaCopyright
©G.A.VE - Archivio fotografico – “su concessione del Ministero della Cultura”„Es war […] ein frommer König, […] Maurus mit Namen, der hatte eine Tochter, die hieß Ursula. Die war so ehrbaren Wandels, so weise und so schön, dass ihr Name flog weiter durch die Lande. Da war auch der König von Engelland, […] vor den kam der Ruhm dieser Jungfrau, also dass er sprach: er wäre über alles selig, wann er die Jungfrau seinem einigen Sohn könne zum Weibe geben.“
So beginnt die Erzählung des Martyriums der heiligen Ursula. Die darauf folgende Szene spielt sich hier vor Ihren Augen ab: Die Gesandten des englischen Königs sind am Hof eingetroffen. In silber- und goldbestickten Damastkleidern knien sie vor König Maurus und überreichen ihm den Brief, in dem ihr Herr um die Hand der Königstochter Ursula anhält. Maurus nimmt das Schreiben entgegen, vier Berater beobachten die Szene skeptisch.
Carpaccio inszeniert diese Zeremonie in Anlehnung an die Gepflogenheiten des venezianischen Dogenhofs – und dies ist kein Versehen, sondern ein selbstbewusstes Statement: Im 15. Jahrhundert hatten sich erste diplomatische Kontakte entwickelt und die Venezianer richteten erste Botschaftersitze in anderen Ländern ein. Die reiche Handelsstadt Venedig zählt zu den ersten Stadtstaaten, die diplomatische Beziehungen pflegten – Heiratsallianzen eingeschlossen.
Möchten Sie wissen, wie sich die schöne Ursula entschied? Sie sehen es rechts im Gemälde: Maurus überbringt seiner Tochter das Heiratsgesuch und blickt sorgenvoll drein. Das Problem: Der englische König und sein Sohn sind noch nicht zum Christentum übergetreten. Ursula allerdings hat sich bereits entschieden. An ihren Fingern zählt sie dem Vater ihre Bedingungen auf. Ihre alte, weise Amme sitzt vor dem Gemach und blickt düster in die Zukunft.